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Samstag, 20. April 2013

Osterklettern in Sizilien - Teil 6

An dieser Stelle erscheinen in loser Folge die Berichte zu unseren Kletterferien in San Vito lo Capo. Nun wird Teil 6 vorgestellt, in welchem über unseren Besuch am Rocca di Ceriolo berichtet wird - ein einzigartiger und wirklich lohnender Fels.


Pünktlich gemäss Wetterbericht war am Vorabend eine Schlechtwetterfront eingetroffen und hatte für zwei, drei Stunden heftigen Regen gebracht. Am nächsten Morgen war der Himmel aber schon wieder blau und der starke Wind hatte bereits alles abgetrocknet. Somit stand unserem Plan nichts im Wege, dem Rocca di Cerriolo einen Besuch abzustatten. Dieser steht sehr prominent bei Baglio Mogli Belle unmittelbar neben der Strasse, die nach Scurati und zur Never Sleeping Wall führt und ist in knapp 20 Kilometer und Autominuten ab San Vito zu erreichen. Der Zustieg ist ultrakurz und dauert höchstens 1 Minute. 

Rocca di Ceriolo - steht auf der (fast) flachen Wiese und bietet rund 35 tolle Routen.
Der Fels hat den grossen Vorteil, dass man zwischen Sonne und Schatten entscheiden kann. Von SW über WNW nach N sind alle Expositionen vorhanden. Ab etwa 10.30 Uhr (Winterzeit) ist der ganz rechte Teil besonnt, die WNW-Wand kommt ab Mitte Nachmittag in die Sonne, und die linken Routen bleiben den ganzen Tag schattig. Zu beachten ist auch, dass der Kletterführer aus dem Jahr 2012 bereits nicht mehr richtig aktuell ist. Man kann sich aber mit dem Update oder einer Routenliste aus dem Internet gut behelfen. Bei besten, wenn auch etwas windigen Verhältnissen sind wir die folgenden Routen geklettert. 

Im linken Wandteil gibt es einige ganz steile Touren bis in die obersten Grade. Der Kletterer hier in Feistus Reglettas (7b+).
Routenverzeichnis Rocca di Cerriolo: 

Ginger (6a, 26m, ****): Super Route mit anhaltender, griffiger Kletterei entlang von Rissen und Schuppen. Wirklich eine sehr gute Aufwärmroute mit homogenen Schwierigkeiten. Ob diese wirklich nur bei 6a liegen, bin ich aber nicht sicher. Subjektiv hätte ich im lokalen Kontext jetzt eher 6b vergeben.

Don’t Worry Be Happy (7a+, 32m, ***): Schöne Kletterei, welche auf 28m ähnlich und etwa gleich schwer, wenn nicht einfacher als die benachbarte Ginger ist. Die Cruxzone mit einer Balance-Querung an Slopern nach rechts hinaus fordert dann mehr, insbesondere auch etwas Fusstechnik. Sie ist für den Grad wohl gängig, etwas beherzt über den Haken steigen muss man in der Crux aber doch.

Safari (7b, 30m, ***): Über weite Strecken griffige Kletterei im 6b-Bereich mit einer kurzen, deutlich schwereren Crux am Wulst im unteren Routendrittel. Diese vermochte ich nur mit einem beidhändigen Sprung zu bewältigen, wo danach die Füsse obligatorisch „kommen“. Im ersten Versuch verhaute ich den Sprung leider, somit war das die einfachste Sizilien-Route, welche ich nicht onsighten konnte.

Keep Cool (6b+, 34m, **): Lange Route, die durch ein Riss- und Verschneidungssystem führt. Bietet teilweise etwas rustikale Kletterei in manchmal etwas rutschigem Fels. Dass ich hier doch tatsächlich einen 8m-Abgang wegen Griffausbruch hinlegte, dürfte wohl eher meiner eigenen Unaufmerksamkeit als mangelnder Felsqualität zuzuschreiben sein… 

Kathrin in der Verschneidung von Keep Cool (6b+)
Piccolo Sherpa (6c+, 20m, ****): Wirklich eine fantastische Route. Zuerst sind die griffigen Löcher genau in der richtigen Menge vorhanden. Oben raus warten dann knifflige Mantles und technische Bewegungsprobleme. Trotz der guten Absicherung ist die Crux obligatorisch wie auf einer Alpinroute. 

Signor Ratto (7c, 20m, ***): Coole Route mit griffiger 6b-Lochkletterei hin zur finalen Bouldercrux. Hier muss man schon gut auf schlechte Tritte hinstehen, eine üble Sloperzange halten und zum Stand hin etwas Rési beweisen. Hat man den Grad easy drauf, kommt man hier rasch zum Erfolg, andernfalls kann einen diese Route sicher auch zig-mal abwerfen… 

Baciati dagli Angeli (6b+, 32m, **): Interessante Kletterei in gutem, teilweise recht scharfem Fels, der stellenweise etwas von der Vegetation durchsetzt ist, was aber nicht stark stört. Ist die Tour auf weite Strecke fast beinahe übersichert, so wartet der längste Abstand dann ausgerechnet in der Crux, wo mir ein Sturz jetzt nicht sonderlich empfehlenswert erscheint.

Klettererin am Ausstieg von Don't Worry Be Happy (7a+).


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