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Sonntag, 10. Mai 2015

Skitour Pizzo Ferrè (3103m)

Nachdem das Ende der Saison näher rückt, sollte es heute nochmals eine mit alpinem Fussaufstieg gewürzte Skitour sein. Da eine zumindest halbwegs klare Nacht fürs Skivergnügen unabdingbar war und ich auch uneingeschränkten Sonnenschein geniessen wollte, schien mir ein Ziel südlich vom Alpenhauptkamm die richtige Wahl. So kam ich schliesslich auf den Pizzo Ferrè (3103m), eine formschöne Pyramide mit luftigem Grat etwas südlich vom Pizzo Tambo am Splügenpass.


Um 7.00 Uhr kurvte ich in Montespluga (1900m) auf den Parkplatz und war wenige Minuten später startbereit. Die ersten 5 Minuten über die Fläche sind bereits aper. So wollen die Ski getragen werden, bald kann es aber losgehen. Wettertechnisch war es auch so wie erhofft, der Himmel war hier blau, die Temperaturen knapp im positiven Bereich und die Schneedecke tatsächlich durchgefroren. Die Tour führt zuerst flach ins Val Loga hinein und dann über eine Art Rampe am NE-Hang zum schon von weitem sichtbaren Bivacco Cecchini (2773m) des CAI. Ideal auch, dass man auf dieser Tour vom ersten bis zum letzten Meter Sonnenschein geniesst.

Aktuelle Situation beim Ausgangspunkt in Montespluga. Der Gipfel lugt bereits etwas hervor.
Von der Biwakhütte gilt es dann, südlich ins Val Schisarola zu traversieren und den doch beinahe 1 Quadratkilometer grossen Gletscher am Pizzo Ferrè zu erreichen. Dabei wird auf jeden Fall etwas Höhe vernichtet und je tiefer man diese Zahl halten will, desto steilere Hänge muss man als Folge queren. Bald war der landschaftlich schöne Gletscher erreicht und ich konnte dem Skidepot entgegenstreben. Weitere Tourengänger passierend gelangte ich dorthin. Nun wartete noch der luftige und genussreiche Gipfelgrat. Mit montierten Steigeisen und Pickel auf Mann liess sich dieser jedoch gut meistern und tatsächlich, ich erreichte heute trotz dem relativ späten Start als erster den Gipfel.

Sehr schöner Aufstieg bei idealen Bedingungen durch das Val Loga. Montespluga schon weit unten...
Ging am Grat noch ein zügiger Nordwind, so liess es sich wenige Meter unterhalb in der Südflanke bequem rasten. So verbrachte ich auf dieser Tour doch noch einige Minuten in der Schweiz, ansonsten verläuft nämlich die gesamte Route auf italienischem Hoheitsgebiet. Schliesslich stieg ich über den Grat ab. Beim Skidepot herrscht inzwischen reger Betrieb. Frauen, Männer, Hunde, alles bereitete sich auf den Gipfelgang vor, bzw. wurde vorbereitet und angegurtet. Ich schnallte hingegen meine Bretter an und konnte über den breiten Gletscher runtercruisen. Die Schneedecke war fein wie ein Teppich und tragend, ideal. Doch nach knapp 400hm hiess es, die Skis zum Stehen zu bringen. Der Rückweg ins Val Loga erfordert zwingend nochmals das Anfellen.

Über seidenfeinen Schnee geht's auf dem kleinen Gletscherlein in Richtung Pizzo Ferrè. So muss Skitouren sein!
So bot es sich dann an, auch gleich noch die Cima de Val Loga (3005m) mitzunehmen. Das ist im Prinzip ein eher unbedeutender Gratbuckel zwischen Tambo und Ferrè, wird aber trotzdem von vielen (italiensichen) Tourengängern besucht. Die 300hm Aufstieg bis dahin waren auch zügig erledigt. Nach dem Fellwechsel und einigen Fotos machte ich mich umgehend an die Abfahrt. Besser würde der Schnee nicht mehr werden. Bis zum Biwak und die ersten Hänge darunter liess es sich in weichem Firn noch gut fahren. Danach war es dann eher tiefer Sulz, der nicht mehr ideales Fahrvergnügen bot. Wenige Minuten nach 12.00 Uhr und damit 5 Stunden nach dem Aufbruch schloss sich die Runde. Ausrüstung trocknen, Sonne geniessen, einen echt italienischen Cappuccino trinken und heimfahren, hiess die Devise.

Der luftige Gipfelgrat am Pizzo Ferrè.
Facts

Pizzo Ferrè (3103m) & Cima de Val Loga (3005m) ab Montespluga, auf der italienischen Seite vom Splügenpass
Ski-Schwierigkeit ZS-, Fussaufstieg WS. Aufstieg in dieser Variante: 1550hm. Zeit: 5-7 Stunden
Material: Für den Pizzo Ferrè Steigeisen und Leichtpickel unerlässlich!

Karte von map.geo.admin.ch mit meiner Route.
Bemerkungen

Mein Aufbruch um 7.00 Uhr war heute durchaus vernünftig gewählt. Ich konnte die Tour bei noch sicheren Bedingungen abschliessen. Der Schnee im letzten Teil der Abfahrt war zwar nicht mehr ideal, aber um im unteren Teil noch eine sauber tragende Decke anzutreffen, hätte man vermutlich mindestens 2 Stunden früher dran sein müssen. Das war mir eine praktisch schlaflose Nacht dann doch nicht wert. Trotzdem ist ein zeitiger Aufbruch sicher anzuraten. Obwohl es brutto nur 1200hm sind, braucht die Tour mit dem alpinen Gipfelaufstieg und dem Fellwechsel in der Abfahrt einfach etwas Zeit. Meine Zeit von total 5 Stunden ist sicherlich kein Rekord, darf aber auch nicht unbedingt als Richtwert genommen werden. Selbst ohne den Abstecher auf die Cima de Val Loga dürften wohl eher 6-7 Stunden die Norm für die komplette Runde sein. Wissenswert ist auch, dass die Tour zwar längst nicht so überlaufen wie der Pizzo Tambo ist, sie aber bei unseren italienischen Tourenfreunden trotzdem durchaus beliebt ist - selbst um 11.00 Uhr, als ich schon längst am abfahren war, stiegen immer noch zahlreiche Leute bergwärts.

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